Sind Sie zu dick? Dann schlafen Sie mehr!

Schlafmangel kann zu Übergewicht führen, epigenetische Veränderungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Wissenschaftsjournalist Dr. Spork erklärt die Zusammenhänge.

Der Blick auf viele Regierende dieser Welt offenbart eine der sichtbarsten Folgen chronischen Schlafmangels: Übergewicht. Politiker schlafen wenig und arbeiten oft nachts. Beides macht auf Dauer und ohne gezielte Gegenmaßnahmen dick. Jetzt konnte ein internationales Team aus Molekular- und Neurobiologen um Christian Benedict von der Universität in Uppsala, Schweden, zeigen, was in den Fett- und Muskelzellen schlafmangel-geplagter Menschen passiert. Epigenetische Veränderungen stehen dabei im Zentrum des Geschehens.

Fettzellen verändern ihre Funktion

Die Forscher baten 15 junge, schlanke und gesunde Männer zwei Mal für gut drei Tage ins Labor, um unter streng einheitlichen Bedingungen ihren Schlaf zu kontrollieren, sowie ihre Körperzellen zu untersuchen. Das eine Mal durften die Männer normal schlafen, das andere Mal mussten sie die letzte Nacht wach bleiben. Vor und nach dieser Nacht machten die Forscher einige Tests und entnahmen kleine Stanzproben aus Fett- und Muskelgewebe. Eine Analyse der Genregulation in den Zellen ergab schließlich, dass diese durch den Schlafmangel in ein anderes, noch dazu gegensätzliches Programm umschalten. Die Fettzellen funktionieren plötzlich wie jene stark übergewichtiger Menschen mit einem zu Diabetes neigendem Stoffwechsel.

Gene spielen Rolle bei Fetteinlagerung

Danach entdeckten die Forscher, dass schon die eine Nacht ohne Schlaf das Muster der epigenetisch aktiven DNA-Methylierungen (chemische Markierung  der Erbsubstanz ohne den DNA-Code zu verändern) im Erbgut der Fettzellen an 148 Stellen neu justiert hatte. Mehrere dieser Stellen beeinflussen die Aktivierbarkeit von Genen höchstwahrscheinlich auf genau die gleiche Art, wie es bei Menschen geschieht, die wegen krankhaftem Übergewicht kurz vor einer operativen Magenverkleinerung stehen – und das, obwohl es sich hier um das Fettgewebe gesunder, schlanker junger Männer handelt. Auch das am heftigsten betroffene Gen namens CD36 spielt eine Rolle bei der Fetteinlagerung. Man weiß sogar, dass es bei übergewichtigen Menschen und Patienten mit Typ-​2-Diabetes ebenfalls dereguliert ist.

Peter Spork

 

Quelle:

Jonathan Cedernaes et al.: Acute sleep loss results in tissue-specific alterations in genome-wide DNA methylation state and metabolic fuel utilization in humans. Science Advances 4, 22.08.2018, doi: 10.1126/sciadv.aar8590.
 

 

Dieser Beitrag ist zuerst am 2.12.2018 im Newsletter Epigenetik erschienen.