Pflege

Mundhygiene bei Pflegebedürftigen

Mundhygiene ist ein wesentlicher Aspekt der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens und erfordert bei pflegebedürftigen Menschen oft eine sensible und individuelle Herangehensweise.

Besonderheiten der Mund- und Zahnpflege bei pflegebedürftigen Personen

Probleme im Mund wie Mundtrockenheit, Schmerzen, Blutungen oder Entzündungen sind nicht nur unangenehm, sie können schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben wie z. B. Infektionen, Lungenentzündung, rheumatische Beschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Häufig erschweren im Alter körperliche, geistige oder andere gesundheitliche Beeinträchtigungen die selbständige und gründliche Mundpflege. Fast ein Drittel der älteren pflegebedürftigen Menschen benötigt dabei Hilfe. Bei Personen, die in Pflegeheimen wohnen, sind es sogar 60 Prozent. Dabei trägt die Mundhygiene nicht nur zur allgemeinen Gesundheit bei, sondern auch zum Wohlbefinden der pflegebedürftigen Menschen.
 

Abstimmung zwischen pflegebedürftiger Person, Pflegenden sowie Ärzten

Welche Hilfe bei der Mundpflege nötig ist, ist individuell unterschiedlich. Daher ist eine gute Abstimmung zwischen der betroffenen Person, den Angehörigen der Person, ggf. dem professionellen Pflegepersonal in der Einrichtung sowie Ärzten und Zahnärzten wichtig zum Erhalt der Mundgesundheit. Egal, ob die Person zu Hause von Angehörigen oder in der Einrichtung gepflegt wird, für die richtige Unterstützung bedarf es besonderer Informationen und Schulungen der Angehörigen und des Fachpersonals, z. B. was die hygienischen Bedingungen, die Sicherheit des empfindlichen Mund-Rachenraumes, die Mundschleimhaut oder auch besondere Vorkehrungen bei Menschen mit Demenz anbelangt.
 

Zahnreinigung und Pflege der Mundschleimhaut

Eine regelmäßige und systematische Reinigung der Zähne ist genau wie bei jedem anderen Menschen auch das A und O für die Mundpflege. Ist das Gebiss noch ganz oder zum Teil erhalten, sollten die Zähne morgens und abends mind. 2 Minuten lang geputzt werden. Grundsätzlich kann hier jede Zahncreme verwendet werden.  Beim Putzen kann die KAI-Methode angewandt werden (Kauflächen, Außenseiten, Innenseiten). Dabei sollte die Person in dem Maße unterstützt werden, wie sie es benötigt.

Hilfsmittel beim Zähneputzen:


• Dreikopf-Zahnbürsten, die das gründliche Putzen für pflegebedürftige Personen erleichtern.
• Griffverstärker für motorisch eingeschränkte Menschen, die sich dennoch selbst die Zähne putzen.
• Zahnbürste, Zungenbürste oder Kompressen mit geeigneten Tees (Kamille, Fenchel, Pfefferminz) zur Reinigung und Befeuchtung der Zunge und der Mundschleimhäute.
• Mundspülungen mit z. B. Mandelöl sind bei der Pflege der Mundschleimhaut hilfreich.
• Geeignete Interdentalbürsten zur Reinigung der Zahnzwischenräume.

Erkundigen Sie sich, welche Methoden und Hilfsmittel in Ihrem Fall hilfreich sind. Eventuelle Prothesen/Teilprothesen sollten vor dem Zähneputzen entnommen werden.  Einen hilfreichen Ratgeber zur Mundpflege finden Sie hier.
 

Umgang mit Zahnprothesen

Wenn ein Angehöriger eine Prothese trägt, sollten Sie bei der Mundpflege und Prothesenpflege unbedingt darauf achten, ob die Prothese noch gut sitzt und ob es Druckstellen im Mund gibt. Druckstellen können sich entzünden und Infektionen auslösen und die Mundschleimhaut verletzen. Gehen Sie mit Ihrem Angehörigen bei Beschwerden sofort zum Zahnarzt, wenn Ihr Angehöriger aufgrund von Schmerzen beim Essen nichts mehr oder nur sehr wenig isst. Eine schlecht sitzende Prothese kann zum Beispiel auch die Ursache einer Mangelernährung sein.

Auch die Prothese bedarf täglicher Reinigung, denn hier können sich ebenfalls Bakterien festsetzen. Außerdem verhindert eine gut gepflegte Prothese Mundgeruch. Deshalb sollte die Prothese nach jeder Mahlzeit aus dem Mund entnommen und mit Wasser abgespült werden sowie zweimal täglich mit einer Prothesenbürste und Zahnpasta gründlich gereinigt werden. Wenn die Person dabei Hilfe benötigt, ist es wichtig, sie dabei umsichtig und unter Beachtung von Hygienefaktoren zu unterstützen. Vor dem Einsetzen der Prothese soll der Mund ausgespült werden, um Speisereste oder Haftcreme vom Zahnfleisch zu entfernen. Es wird empfohlen, gereinigte Prothesen nachts trocken in einer offenen Prothesendose aufzubewahren. Teilprothesen werden oft auch nachts getragen.
 

Regelmäßige Zahnarztbesuche

Mindestens einmal jährlich, besser einmal pro Halbjahr sollte bei pflegebedürftigen Personen eine zahnärztliche Untersuchung erfolgen, damit Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Bei festsitzenden Belägen und Verfärbungen an schwer erreichbaren Stellen kann eine professionelle Zahnreinigung ratsam sein. Gesetzlich Versicherte pflegebedürftige Menschen haben einen Anspruch auf zusätzliche zahnärztliche Leistungen wie z. B. die Entfernung von Zahnstein einmal pro Kalenderhalbjahr. Diese Leistungen können sowohl bei Besuchen in der Zahnarztpraxis als auch in Pflegeeinrichtungen oder der eigenen Wohnung in Anspruch genommen werden. Voraussetzung dafür ist das Vorliegen eines Pflegegrades nach § 15 SGB XI oder bei Menschen mit Behinderung der Bezug von Eingliederungshilfe.
Zahngesunde Ernährung
Eine gesunde Lebensweise wirkt sich positiv auf die Gesundheit, einschließlich der Mundgesundheit aus. Eine ausgewogene überwiegend pflanzliche Ernährung sowie Speisen und Getränke ohne Zucker oder Säuren fördern die Mundgesundheit. Häufiges Essen zwischendurch oder nachts dagegen erhöht das Risiko für Karies. Kraft und Beweglichkeit zu trainieren, ist zudem nützlich für Körper und Geist, aber auch für die selbstständige Mundpflege.
Feste Nahrung zu kauen, stärkt Zähne und Zahnfleisch und regt die Speichelproduktion an. Speichel erleichtert das Schlucken und hilft, die Zähne mit schützenden Mineralien zu versorgen und Keime wegzuspülen, die der Mundgesundheit schaden können. Zudem säubert die Zunge mithilfe ihrer rauen Oberfläche die Zähne und die übrige Mundschleimhaut.
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, Lippen und Mundschleimhaut feucht zu halten und Speisereste und Krankheitserreger aus dem Mund zu spülen.
Mehr zum Thema zahngesunde Ernährung gibt es hier.

Individuelle Anpassung der Pflege
Die Zahnpflege bei Pflegebedürftigen erfordert eine individuelle Herangehensweise. Pflegekräfte und pflegende Angehörige müssen auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen jeder Person eingehen, einschließlich solcher mit Zahnersatz, Zahnempfindlichkeiten oder speziellen diätetischen Anforderungen. Dafür bedarf es spezieller Informationen und Schulungen.

Mehr Infos zum Thema:
Handbuch der Mundhygiene – Ratgeber für Pflegepersonal und unterstützende Personen
Nützliche Tipps rund um das Thema Mundpflege bei pflegebedürftigen Personen
Download Ratgeber Mundpflege
 

Hier finden Sie alles zum Thema Ernährung.

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Hier finden Sie alles zum Thema Familie.

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